[ redi ad Echo ]
Lutherse Kerk, Utrecht 28 November 2002 · 20 Uhr
Jezus Christus = Julius Caesar
Vortrag von Francesco Carotta
[ Holländische Originalfassung ]
[ Bericht von Tommie Hendriks ]
EINLEITUNG
Sehr geehrte Damen und Herren,
entschuldigen Sie, wenn ich kein gutes Holländische spreche. Ich fange gerade an, es zu lernen.
Es ist für mich eine große Ehre, in Utrecht, in Traiectum ad Rhenum, sprechen zu dürfen. Dafür danke ich meinen Freunden Tommie Hendriks (er trägt die Verantwortung dafür. daß ich heute Abend Ihre sprache malträtiere), Jan van Friesland (er trägt die Verantwortung, daß ich heute abend hier stehe), und auch Herrn René Sanders (er trägt die Verantwortung, daß Brutus und Cassius hier sitzen, die mich heute abend ermorden wollen).
Möge Gott, in dessen Haus wir hier sind, uns beistehen bei der Suche nach der Wahrheit, die, wie er gesagt hat, uns frei macht.
Es geht heute abend nicht um Religion, sondern um ihre Geschichte. Es geht heut abend nicht um unseren subjektiven Glauben, sondern um die objektiven umwälzenden Veränderungen, die im religiösen Leben im letzten Jahrhundert vor Christus und im ersten Jahrhundert nach Christus im Römischen Reich stattgefunden haben.
Ist es verständlich, was ich sage? [es könnte besser sein]. Oder soll ich lieber Deutsch sprechen?
Ihr habt es gewollt!
1. Das Römische Reich
Diese ist die Karte des Imperium Romanum, des römischen Reichs, zur Zeit der vermeintlichen Geburt Christi.
Und diese ist die Karte der Verbreitung des Christentums um 600 nach Christus.
Wie man sieht entwicklete sich das Christentum innerhalb der Grenzen des römischen Reichs.
Die Hauptstadt beider war Rom.
Die römischen Kolonien, die durch Caesar und seinen Adoptivsohn Octavian Augustus gegründet wurden, wurden zu Hochburgen der Christenheit. Dort wurde der Apostel Paulus wirksam .
Zu einem großen Teil fand die Verbreitung der christlichen Religion unter römischen soldaten statt.
Die Kindeskinder der Veterenen, die durch Caesar in Kolonien angesiedelt wurden, wurden zum christlichen Volk.
2. ROMA CAPVT MVNDI
(Rom, die Hauptstadt der Welt)
Das FORVM ROMANVM
Das Zentrum des Imperiums, d.h. der Welt, war Rom, caput mundi. Heute noch erteilt der Papst seinen Segen der Stadt und dem Erdkreis: ‘Urbi et orbi’.
Das Zentrum von Rom war das Forum Romanum, wo das Volk sich versammelte und wo die Curia stand, wo der Senat tagte. Von hier aus wurde die Welt regiert.
Anbei eine Rekonstruktion der Universität von Californien, aus dem Projekt Rome reborn.
Man sieht die Rostra, die Rednerbühne. Daneben, kaum sichtbar, die Curia.
Man sieht auch, daß hier viele Tempel standen [Saturn, Concordia, Castor und Pollux, und nach Caesars Tod, Divus Iulius und gegenüber, nach dem jüdischen Krieg, Divus Vespasianus]. Die Römer waren sehr religiös und die Religion war das Fundament des Stadtstaates.
3. VENVS GENETRIX
und die Baseliken
Aber noch wichtiger sit, daß Caesar das Forum Romanum mit seinen Forum Iulium vergrößert hat. Dort ließ er den Temple der Venus Genetrix bauen, der Urmutter seines Geschlechts.
Darüberhinaus ließ er auf dem Forum Romanum zwei Basiliken bauen:
Die Basilica Aemilia, wofür er die finanziellen Mittel seinem Feind, Aemilius Paulus, verschaffte, der dadurch zu seinem Freund wurde (von Saulus zu Paulus: ante litteram!).
Und gegenüber seine eigene Basilica: die Iulia.
Die Basilica Aemilia wurde früher fertig: Die Basilica Iulia war bei Caesars Tod noch nicht fertiggestellt, danach brannte sie auf und mußte von Augustus neu aufgebaut werden. So wurde vor allem die erste Basilica, die des Paulus, zum vorbild für alle Basiliken im Reich. Die christlichen Basiliken haben ihren Bauplan übernommen: Deutlich kann man die fünf Schiffen unterscheiden.
4. BASILICA AEMILIA
Eine Rekonstruktion von der Universität von Caen macht deutlich, daß auch das Raumgefühl in der Basilika dasselbe ist wie bei den christlichen Basiliken.
Aber wohlbemerkt: Wir sind hier im ersten Jahrhundert vor Christus!
5. Stadtplan mit dem Forum und dem Kapitol
Wir sehen hier, daß Caesar das städteplanerische Fundament für ein neues religiöse Rom neben dem alten kapitolinischen Hügel gelegt hat: zwei Basiliken, ein Tempel für Mutter Venus, die nach seinem Tod und seine Aufnahme unter die Götter zur Mutter Gottes avancierte.
Für Divus Iulius, den vergöttlichten Caesar, wurde, nach der Abrechnung mit seinen Mördern, einen eigenen Temple gebaut. Dieser Tempel stand zentral auf dem Forum, an der Stelle wo Caesar verbrannt worden war. Überall im Reich, und außerhalb, wurden Temple fpr Divus Iulius gebaut, die caesarea hießen. In christlicher Zeit wurde aus diesen caesarea Kirchen des Erlösers, die Venustempel wurden zu Marienkirchen, während die Basiliken Basiliken bleiben.
Wir sehen also, daß sowohl religiös als auch städtebaulich Caesars Rom nicht mehr heidnisch war, sondern bereits christlich anmutete.
Wir wollen nun zeigen, daß was für die Tempel gilt, auch für alle religiösen Symbolen zutrifft.
Alle Symbolen des späteren Christentums sind bereits im Kult von divus Iulius anwesend: die Mutter Gottes, das Kreuz, der Gekreuzigte, das Pietà-Gesicht, die Auferstehung, die Himmelfahrt, der Stern von Bethlehem, etc.
wir wollen nun kurz darauf eingehen.
6.
So kennt man Caesar. Paßt gut auf: Auf der Münze steht dictator perpetuo, aber es ist das Abbild eines Gottes, denn zu den Zeit durften nur Götter auf Münzen stehen. Die corona aurea, die altetruskische Königskrone, charakterisiert ihn nicht nur als imperator, sondern auch als Alleinherrscher christlich gesagt: als Pantokrator 45 Jahre vor Christi Geburt!
7.
En face sah er so aus: überlegen und mit einem ironischen Lächeln. Es ist der Caesar vom veni vidi vici 46 Jahre vor Christi Geburt!
8.
Es gibt aber ein ganz anderes Gesicht von Caesar, das aufbewahrt wird in Rom im Museum Torlonia. Archäologen sehen hier den Kopf einer Statue, die Antonius nach Caesars Ermordung auf die Rostra aufstellen ließ. Das Bild sollte sowohl Mitleid- als auch Rachegefühle erwecken. Ein Pietà-Gesicht also, Caesars Pietà 44 Jahr vor Christi Geburt!
9.
Der Kopf von dieser Statue war geschmückt mit einer corona civica, einem Bürgerkranz, die ihm zukam, weil er alle Bürger von der Galliergefahr befreit hatte, und im Bürgerkrieg vielen Bürgern das leben gerettet hatte. Es ist das Bild vom Retter, dem Salvator, dem Heiland 44 Jahre vor Christi Geburt!
10.
Auf Caesars Münzen findet man auch die Mutter Gottes abgebildet: Venus Genetrix, die Mutter des Aeneas und darum die Urmutter aller Römer. Und via Iulus, den Sohn des Aeneas, auch die Urmutter des Gechlechts der Iulii. sie träg ein mondförmiges Diadem, wie die Madonna. Sie wird begleitet durch Amor [hier schlecht zu sehen auf dieser kleinen Münze, einem Denar], wie die Madonna durch Engeln begleitet wird.
Auf der Rückseite ein Bild, das an eine Kreuzigung mit Maria und Johannes unter dem Kreuz denken läßt.
Es sind der besiegte Vercingetorix und die trauernde Gallia. Am krezförmigen Tropäum hängen die Waffen des Vercingetorix. Beide Seiten von diesen Münzen findet man noch unverändert auf Medaillons, die die Christen immer noch um den Hals tragen, mit auf der einen Seite die Madonna, und auf der anderen Seite das Kreuz 48 Jahre vor Christi Geburt!
11.
Auf einer ähnlichen Münze erscheint bei Venus anstelle von Amor das Christkind, hier in Form vom Lebensalter Caesars zur Zeit der Prägung dieser Münze, unmittelbar nach der Schlacht von Pahrsalos: 52 Jahre. Die Schlacht fand 48 vor Christus statt, Caesar war 100 vor Christus geboren.
Wir sehen, daß man nach der Schlacht von Pharsalos begonnen hatte, die Jahre zu zählen ausgehend von Caesars Geburt. Demnach sind wir nun im Jahr 2102.
Auf der anderen Seite der Münze wird das Kreuz noch unterstrichen durch die kreuzförmigen Anordnung: Die senkrechte Linie bilden das Tropaeum und Vercingetorix; die waagerechte Linie wird durch den Namen Caesar gebildet.
12. Tropaeum von Octavian
Wie ein Tropaeum ausgesehen hat kann man besser sehen auf anderen Münzen, zum Beispiel auf dieser Münze von Octavian Augustus
13. Tropaeum Berlin-Charlottenburg
oder auf diesem Miniaturtropaeum aus dem Museum Berlin-Charlottenburg [hier fehlen Waffen, Helm und Schild].
14. Die Arma Christi la croix des Outrages (das Improperien-Kreuz)
hier das von Perpignan
Daß ursprünglich auch Waffen am christlichen Tropaeum, am Kreuz, hingen, kann man an den sogenannten Arma Christi, auch croix des outrages (Improperien-Kreuz) genannt, das Karfreitags vielerorts in Prozession getragen wird. Hier in Perpignan. Die waffen werden ersetzt durch allerlei Instrumenten und Requisiten der Kreuzigung, aber es ist noch eine Lanze dabei.
Was die Lanze angeht: Mit eienr Lanze soll ein Longinus Jesus in die Brust gestochen haben. Cassius Longinus hieß der Mann, der Caesar den tödlichen Dolchstoß zubrachte. Das Fest des zu einem Heiligen erhobenen Longinus fällt auf den 15. März. Am selben Datum wurde Caesar ermordet (Iden des März).
15.
Sie werden sagen: Aber Jesus wurde gekreuzigt, Caesar dagegen mit Dochstößen umgebracht.
Das stimmt: Aber auch Caesar hat postum eine Kreuzigung erlebt.
Antonius wollte nämlich das blutig durchstochene Leichnam Caesars dem Volke sehen lassen. Die Leiche Caesars war aufgebahrt in einem Miniaturanfertigung des Venustemples. So auf der Rednerbühne liegend, war es aber vom Volk nicht sichtbar. Darum ließ antonius eine Wachskopie von Caesars Leiche anfertigen. Diese Wachsfigur bildete Caesar ab wie er nach dem Mord hingefallen war, und wie man ihn gesehen hatte, als er nach Hause getragen wurde, in einer Sänfte liegend, von der seine Arme heraushingen. Diese Wachsfigur von Caesar ließ Antonius auf einem drehbarem Tropaeum am Kopfende von Caesars Leichnam aufstellen. Anfänglich war diese Wachsfigur noch mit der blutbefleckten Toga Caesars bedeckt. Während ein Herold die Beschlüsse vorlas, die die Senatoren an Caesar, dem Vater des Vaterlandes, zuerkannt hatten, ließ Antonius sehen, was dieselben Senatoren ihm aus Dankbarkeit für sein Mitleid nagetan hatten. An einem bestimmten Zeitpunkt hob er mit einer Lanze die Toga, ließ sie flattern, um die Dolchstöße und das Blut darauf zeigen zu können, zog sie dann ganz weg und zeigte so dem trauernden Volk die geschundene Leiche seines Retters.
Hier eine Rekonstruktion dieser Szene, angefertigt vom utrechter Künstler Pol du Closeau [ * ]:
[ © 2002 Pol Corten, Zuilenstraat 52, NL-3512 ND UTRECHT, 003130-2340079 ]
Man sieht hier die Miniatur des Venus-Tempels, wo Caesars Leichnam aufgebahrt war. Hier die Wachsfigur an einem Torpaeum. Und hier antonius, der mit einer Lanze die Toga wegzieht. Im Hintergrund das Capitol, Caesars Golgotha [beide Namen bedeuten übrigens Schädelstätte].
16. Denar des Buca: Caesars Auferstehung
Das Volk konnte den Anblick nicht ertragen und verbrannte Caesar daselbst, auf dem Forum, auf einem improvisierten Scheiterhaufen aus Holzbänken, Stühlen und Zäunen, die dort gerade zu Händen waren. Dann schleppten einige Waghalsigen brennende Scheitel aus dem Scheiterhaufen und rannten zu den Häusern der Mörder um sie in Brand zu setzen. ander machten Jagd auf die Mörder selbst. Dieser Volksaufstand am Tage von Caesars Beisetzung leitete seine postume Auferstehung ein. Es wurd später auch als Caesars Auferstehung auf Münzen festgehalten. Hier ein Denar des Buca.
Unter der Leiche erkennt man das Feuer. Und man sieht deutlich wie Caesar bei seiner Verbrennung aufrichtet und von himmlischen Gestalten aufgenommen wird.
Und hier die christliche Version davon.
17.
Auch eine regelrechte Himmelfahrt wird bei Caesar nicht vermißt. Man sieht sie hier links. Rechts die älteste erhalten gebliebene Himmelfahrt Christi, als Helios [aus der Nekopole unter der Basilika von Sankt Peter in Rom: im Mausoleum der Iulii].
Beide steigen zum Himmel auf einem von Pferden gezogenen Wagen.
Wir lassen nun kurz sehen, wie sich das Bild Caesars nach dessen Tod sich veränderte.
18. Die Erinnerungsmünze des Cossutius Maridianus
Auf dieser Erinnerungsmünze sieht man, daß er capite velato, mit einem Schleier abgebildet ist: as Zeichen dafür, daß er da schon tot war.
Möglich hat er hier auch einen Bartansatz: als Zeichen von Trauer, wie dies auch auf Münzen des Antonius und des Octavian zu sehen ist.
Zusammen mit dem Schleier, der aussieht wie lange Haare, geht dies in Richtung von unserer Vorstellung von Jesus.
Auf der Rückseite macht das kreuzförmige Tropaum einem vollständig durchstilisierten Kreuz platz, wo der Name des Muzmeisters eingraviert ist.
19.
Nchdem Caesar unter die Götter aufgenommen wurde, wurde er nicht mehr als Mensch, sondern als Divus Iulius, als Gott abgebildet. Ab da sieht er ewig jung aus und hat ein unpersönliches Gesicht.
Hier Divus Iulius auf einer von Octavian ausgegebenen Münze.
Auf seinem Kopf trägt er, neben einem Kranz, auch das sidus Iulium, den Kometen, der im Himmel erschien während der Festlichkeiten, die nach seinem Tod ihm zur Ehre gehalten wurden. Das Volk hielt den Kometen für die zurückgekommene Seele von Caesar. Octavian ließ diesen Kometen an alle Stauen des Divus Iulius anbringen.
Wir stehen hier vor der ältesten, vollständigen Ikone von Christus: lange vor Christi Geburt!
20. Habitus des Divus Iulius
A. Münze des Lentulus / Auferstehung, hier z.B. von Raffaellino del Garbo
A. Hier sehen wir, wie Octavian Augustus den Kometen auf den Kopf der Statue von Divus Iulius plaziert. Man sieht auch, wie der Habitus vom Divus Iulius jenen von Jesus vorwegnimmt: den nackten Ovberkörper, den Lendenschürz und den Stab. Das sidus Iulium, der Komet, ist zu einem Strahlenkranz geworden und das kreuzförmige Tropaeum ist in die Flagge sersezt worden.
B. Salvatorstatue vom Paushuize (Papsthaus)
B. Auf anderen Statuen trägt er die Erdkugel und das zu einem Kreuz stylisierten Tropaeum, wie hier in der Hand der Salvatorstatue vom Paushuize (Papsthaus) in Utrecht.
21. Sidus Iulium und Christogramm
Das sidus Iulium hat dieselbe Strucktur und Form als das spätere chi-rho, das Christus-monogramm.
Wir könnten noch vieles mehr zeigen, aber die zeit fliegt uns davon.
Was wir noch kurz zeigen können, sind ein paar Verschreibungen, die im Laufe des Überlieferungsprozesses aufgetreten sind, und wodurch die Geschichte des römischen Bürgerkriegs zum Evangelium wurde.
Es ist dieselbe Geschichte, nur daß sie von Gallia nach Galilaea verlagert wurde.
Telegraphisch:
22.
GALLIA > GALILAEA
Das Land im Norden wo Caesar und Jesus sich befinden am Anfang des Bürgerkriegs bzw. dem Beginn der Predigertätigkeit.
23.
Beide überschreiten einen verhängnisvollen Fluß, den Rubicon und den Jordan. Beide treten danach in eine Stadt ein:
CORFINIVM > CAFARNAVM
Caesar findet die Stadt besetzt durch den Feind und belagert sie; Jesus findet in der Stadt einen Mann, der von einem Teufel besessen ist. sowohl besetzt bzw. belagert als auch besessen wird auf Latein mit demselben Wort wiedergegeben:
24.
OBSESSVS > OBSESSVS
Bei der nächsten Belagerung von Caesar findet man den nächsten Besessenen bei Jesus.
Caesar belagert Pompeius und seine Legionen, kann ihn aber nicht zur Übergabe zwingen, denn Pompeius hält sich in seinen Verschanzungen (munimenta);
Jesus trifft auf einen Besessenen, der Legion heißt, und nicht gefesselt werden kann, denner hält sich in den Grabhöhlen (monumenta).
Auch hier:
25.
OBSESSVS vs. OBSESSVS
LEGION vs. LEGION
MVNIMENTA vs. MONVMENTA
Wir sehen also, daß wir mit zwei parallel verlaufenden Berichten zu tun haben, wobei dieselben Strukturen und Attributen vorkommen, die dieselben oder beinahe dieselben Namen haben:
GALLIA > GALILEA
CORFINIVM > CAFARNAVM
OBSESSVS > OBSESSVS
LEGION > LEGION
MVNIMENTA > MONVMENTA
Wenn wir beide Geschichten miteinander vergleichen, stellt es sich heraus, daß die Strukturen und alle Namen, Orte und Handlungen miteinander übereinstimmen.
26. Noch einmal die Karte des Reichs
Diese Delokalisierung der Geschehnisse von Gallia nach Galilaea wurde mit der Gründung der zweiten Dynastie notwendig.
Wie Caesar im gallischen Krieg groß geworden war in Gallia, so hatte Vespasian es ihm nachgemacht im jüdischen Kireg in Galilaea.
Galialea war für die Flavier die Wiege ihrer Macht gewesen, wie Gallai es für die Iulier es gewesen war.
Das Standbild von Divus Iulius in Rom wurde auf wunderbarer Weise ad orientem conversa, zum Orient hin gekehrt: bekehrt sollte man sagen: konvertiert. Von da an schaute es in dieselbe Richtung wie der Tempel von Divus Vespasianus: zum Osten hin.
27.
Vespasianus und Titus hatten nicht nur den Tempelschatz von Jerusalem erbeutet, sondern auch Josephus gefangen genommen. Josephus war ein Anführer der Aufständischen, aber unter dubiosen Umständen zu Vespasianus übergelaufen. Er behauptete, Gott sei ihm erschienen und ihm offenbart, daß Vespasianus der wahre Messias sei, auf den die jüdischen Aufständischen warteten. Er soll Kaiser werden, und sein Sohn Titus auch. Im Sukzessionskrieg, der nach dem Tod des Nero bald ausbrach, kam diese Prophezeiung des Jospehus gut zupaß. Als Vespasianus unerwartet zum Kaiser wurde, adoptierte er Josephus. Dieser schrieb als Flavius Josephus für den neune Kaiser die Geschichte des jüdischen Kriegs. Die Autobiographie dieses Flavius Josephus zeigt großen Übereinstimmungen mit der Geschichte des Paulus, so wie sie in der Apostelgeschichte überliefert ist.
Da die historische Existenz des Paulus genauso wenig belegt sit, wie die von Jesus, muß man annehmen, daß Paulus Flavius Josephus ist, in derselben Weise wie Jesus Divus Iulius ist.
28.
Das anpassen von Texten wurde ermöglicht durch die Zweisprachigkeit des Reichs. die Priester des Vespasians hatten nicht eine neue Fassung der heiligen Geschichte des divus Iulius zu schreiben. Es genügte, die östliche Fassung zur offiziellen zu machen: die Geschichte des Divus Iulius erfuhr im Osten viele Veränderungen bei der Übersetzung aus dem Lateinischen ins Griechischen. Dann mutierte sie beim ständigen Abschreiben und Kommentieren zum Evangelium.
29. Specimina
Ein Blick in die erhaltenen originalen Handschriften dr Evangelien. Hier eine der authentischsten, der Codex ezae Cantabrigiensis, zweisprachig, Grichisch-Lateinisch. Dieser Codex macht deutlich, daß die Fehlerwahrscheinlichkeit nicht gering ist. Der in Majuskeln, also durchgehend in Großbuchstaben, geschriebene Text macht auf den ersten Blick den Eindruck guter Lesbarkeit. Der Schein trügt. Da stecken viele Fehlerquellen. Ein Beispiel: er ist nicht nur ohne Punkt und Komma geschreiben, und ohne die für das Griechische wichtigen diakritischen Zeichen (Akzente, Spiriti, etc.), sondern auch ohne Wortzwischenräume, wodurch die Gefahr von fehlerhafter worttrennung auf der Lauer liegt (ähnlich wie im Deutschen 'Blumentopfferde' als 'Blumento-pferde' mißverstanden werden kann, oder 'Urinstikt' als 'Urin stinkt'.)
30. Beispeile von fehlerhaften Worttrennungen
DIVVS > DIV VS
Gottessohn, später Sohn Davids
GAIVS GAI VS
Menschensohn
MARIVS MARI VS
Sohn von Maria
PVBLIVS CLODIVS PVLCHER
PVBLIVSCLODIVSPVLCHER
PVBLIVSC LODI VS PVLCHER
Zöllner Levi Sohn des Alphäus
Et cetera, et cetera
31.
Wie man weiß, gab es damals keine Druckpresse und keine Photokopiergeräte. Jede Kopie wurde einzeln per Hand angefertigt. So kumuliertzen sich die Fehler schnell. Bei späteren Versuchen der Verbesserung entstanden unvermeidlich noch mehr Fehler: Verschlimmbesserungen und Verbalhornungen.
Im erstbesten Buch über das Alte Rom, in das wir gestern in der Buchhandlung hier in Utrecht hineinschauten, lasen wir: Het orakelachtige heiligdom van Fortuna Primigenis in Preneste, tegenwoordig Palestina das rätselhafte Heiligtum der Fortuna Primigenia in Praeneste, dem heutigen Palästina. Hier sollte Palestrina stehen. Es steht aber Palästina, vermutlich weil man diesen Namen besser kannte, als den des Musikers.
Man kann sich ausdenken, daß bei weiteren Abschriften der Tempel der Fortuna sich bald verwandeln würde in den von Salomon oder von Herodes.
Eine Berliner Zeitung zitierte in einer Rezension unseres Buches eine Passage, wo die Rede ist von zwei Römern, Hortensius und Scipio. sie wurden zu Horrensius und Skorpio. Anscheinend hatte sie Sätzerin gerade einen Gruselfilm sich angeschaut.
Einer unserer ebglischen Übersetzer, der unter seinen Vorfahren auch einen Sizilianer hat, übersetzte eine Passage, wo Paulus aus Cilicien vorkommt. Daraus machte er aus Sizilien.
Ein Freund von mir, ein in Brasilien lebender italienischer Franziskaner, erzählte mir, daß die Brasilianer viel vom Heiligen Franziskus halten, zumal er für sie ein Brasilianer ist: er kam aus Assis, Rio Grande do Sul, und nicht wir wir denken, aus Assisi in Umbrien (Italien).
Es ist genau dasselbe, was die Veteranen von Vespasian taten, die die Geschichte von Gallia nach Galilaea verlagerten. Und die Staatsräson des Vespasian segnete es ab.
32.
Der heutige Besucher von Rom hat vor dem Tempel von Antoninus und Faustina das Gefühl, daß die christlichen Kirchen auf den Fundamenten von alten römischen Templen gebaut wurden. Es ist mehr als das: Die Basiliken und Tempel sind einfach christlich geworden. Es fand nicht einmal ein Neubau statt, nur die Bedeutung der Gebäude veränderte sich und auch dies kaum.
Conclusion
NIHIL EST IN IESV
QVOD PRIVS NON FVERIT IN CAESARE
Buchstäblich übersetzt:
Es ist nichts in Jesus
daß nicht bereits in Caesar war
Die Zeichnung des Utrechter Künstler Pol du Closeau basiert auf den Beschreibungen von Caesars Beisetzung durch Suetonius und Appian.
Suet. Div. Iul. 84.1: Als die Leichenfeier angesagt war, wurde der Scheiterhaufen auf dem Marsfeld nahe bei dem Grabmal der Iulia errichtet und vor der Rednerbühne ein vergoldetes Modell des Tempels der Venus Genetrix aufgestellt; darin stand ein elfenbeinernes Bett, das mit goldverbrämten Purpurdecken belegt war, und zu Häupten dieses eine Siegessäule mit dem Gewand, das Caesar bie seiner Ermordung getragen hatte. (Übertragung: Adolf Starr).
Funere indicto rogus instructus est in martio campo iuxta Iuliae tumulum et pro rostris aurata aedes ad simulacrum templi Veneris Genetricis collocata; intraque lectus eburneus auro ac purpura stratus et ad caput tropaeum cum ueste, in qua fuerat occisus.
App. BC 2.146-7: und indem er sich in leichtem Übergang zu leidenschftlicher Erregung foittragen ließ, entblößte er Caesars Lechnam, hob an einem Speer sein Gewand empor und lies es flattern, von Dolchstößen durchborht und vom Blut des Dictators gerötet. [ ] In dieser schon erregtne Stimmung, da der Ausbruch von Gewalttätigkeiten drohte, hob jemand über der Totenbahre ein aus Wachs gefertigtes Abbild von Caesar selbst empor; flach auf der Bahre liegend konnte ja die Leiche nicht gesehen wrden. Nun konnte man aber mit Hilfe einer Vorrichtung das Abbild nach allen Seiten in drehen und es zeigte am ganzen Körper sowie im Gesicht dreiundzwanzig grausam beigebrachten Wunden. Diesen jammervollen Anblick, wie er sich allen darbot, konnten die Menschen nicht mehr ertragen, sie seufzten laut auf, [gürteten ihre Gewänder hoch und legten das Senatsgebäude, in dem Caesar den Tod gefunden hatte, in Schutt und Asche; hin und her laufend fahndeten sie nach den Mördern, die ] (Übersetzung : Otto Veh).
Then, swept very easily on to passionate emotion, he stripped the clothes from Caesar's body, raised them on a pole and waved them about, rent as they were by the stabs and befouled with the dictator's blood. (
) When the crowd were in this state, and near to violence, someone raised above the bier a wax effigy of Caesar the body itself, lying on its back on the bier, not being visible. The effigy was turned in every direction by a mechanical device, and twenty-three wounds could be seen, savagely inflicted on every part of the body and on the face. The sight seemed so pityful to the people that they could bear it no longer. Howling and lamentating [they surrounded the senate-house, where Caesar had been killed, and burnt it down, and hurried about hunting for the murderers, who ]
.(vertaling John Carter, ISBN: 0-14-044509-9.
Wde de autoiV ecousin hdh kai ceirwn egguV ousin anesce tiV uper to lecoV andreikelon autou KaisaroV ek khrou pepoihmenon: to men gar swma, wV uption epi lecouV, ouc ewrato. to de andreikelon ek mhcanhV epestrefeto panth, kai sfagai treiV kai eikosin wfqhsan ana te to swma pan kai ana to proswpon qhriwdwV eV auton genomenai. thnde oun thn oyin o dhmoV oiktisthn sfisi faneisan ouketi enegkwn anwmwxan te kai
Für Kommentare über diese zwei Passagen cf. Jesus was Caesar, p. 384-7, note 157 [ ** ].
Siehe auch die Beschreibung dieser Ereignisse durch E. Stauffer, Jerusalem und Rom im Zeitalter Jesu Christi, Bern, 1957, p. 21-23 [ s.da ].
[ ** ] 157: Shakespeare is unfortunately of no help here, because he follows Plutarchus who does not report anything about the ritual of the funeral. Dios speech of Antonius seems also rhetorically finessed. We reconstruct the situation here mainly from Suetonius and Appianus, who agree with each other; but where Appianus says (BC 2.146) that Antonius recited many other things, we refer to Dio. We follow partly Stauffer (1957), p. 21-23. But he overlooks that the effigy of wax had to be hanging on the tropaeum, because according to Suetonius (Jul. 84, first paragraph: Funere indicto rogus instructus est in martio campo iuxta Iuliae tumulum et pro rostris aurata aedes ad simulacrum templi Veneris Genetricis collocata; intraque lectus eburneus auro ac purpura stratus et ad caput tropaeum cum ueste, in qua fuerat occisus.) the toga was hanging there right from the beginning. It must have covered the effigy, as is evident from Appianus (BC 2.146: to swma tou KaisaroV egumnou kai thn esqhta epi kontou feromenhn aneseie, lelakismenhn upo twn plhgwn kai pefurmenhn aimati aujtokratoroV.): When Antonius removes the toga, the effigy is exposed. Also the fact that Antonius uses a spear to remove the toga (l. c.), speaks for it unambiguously. With to swma tou KaisaroVthe body of CaesarAppianus could only mean here the andreikelon autou KaisaroV ek khrou pepoihmenonthe effigy (literally: the mannequin) of Caesar himself formed from wax (BC 2.147)because Antonius as priestapart from being flamen Diui Iulii and lupercus he was also augurwas not allowed to see a corpse (cf. Weinstock 1971, p. 3545, with further proofs); besidesCaesars body was lying in the death bed as Appianus himself reports: to men gar swma, wV uption epi lecouV, ouc ewrato. to de andreikelon ek mhcanhV epestrefeto panth.as the body, lying flat on the bier, could not be seen. But the model, with the help of a mechanical device, could be turned in all directions. This mechanical device could only have been set up in advance, and therefore only at the tropaeum. So the previous sentence of Appianus refers to the erecting of the tropaeum itself, together with the mannequin, or to the heaving of the wax mannequin onto the tropaeum: Wde de autoiV ecousin hdh kai ceirwn egguV ousin anesce tiV uper to lecoV andreikelon autou KaisaroV ek khrou pepoihmenonWhile they were in this temper and already near to violence, somebody raised above the funeral couch a mannequin of Caesar himself made of wax.
On the relation of mêchanê and cross in the liturgy cf. Ignatius, Ephes. IX, I: anaferomenoi eiV ta uyh dia thV mhcanhV Ihsou Cristou, oV estin stauroVraised above by the mechane, the theatrical machine of Jesus Christ, which is the cross.
Unless there were several tropaea because, after all, Caesar had celebrated at least four triumphs, or two tropaea, like on the denarius of Caldus, ill. 22, one with the arms of Vercingetorix and one with the wax model of Caesar. This is conceivable insofar as there are two different crosses to be seen in our churches or Ways of the Cross as well: on the one the figure of Christ is attached, on the other the instruments of the crucifixion, what is called croix des outrages, cross of insults, or creu dels improperis, cross of improperies, in other languages. In English, like in German, it is not by chance called by the Latin name Arma Christi, which stresses its proximity to the Roman tropaeum on which the arms of the succumbing commander were appended as well.
NOTA BENE: Bei der Veranstaltung wurde seitens eines Einzelnen mutwillig behauptet, [ cf. Bericht von Tommie Hendriks ] daß die oben gezeigte graphische Rekonstruktion der Beisetzung Caesars, die der professionelle Zeichner Pol du Closeau anhand der antiken historiographischen Quellen (Sueton Divus Julius 84.1 und Appian Bellum Civile 2.146147) angefertigt hat, [ s.o. Bild Nr. 15 ], falsch sei, und daß bei Appian keine Rede von einer Wachsfigur sei.
Ein einfacher Blick in Was Jezus Caesar?', Absatz Des Caesars neue imagines S. 6470 (in der holländischen Ausgabe Caesars nieuwe imagines p. 65-71), wo die Quellen angegeben und übersetzt sind, hätte gereicht, um das Gegenteil festzustellen. In der Anmerkung 157 stehen auch die wortwörtlichen Ausdrücke Appians, die unmißverständlich sind [ s.o. oder cf. die Anmerkungen online ].
Appian BC 2.147 [612-613]:
Wde de autoiV ecousin hdh kai ceirwn egguV ousin anesce tiV uper to lecoV andreikelon autou KaisaroV ek khrou pepoihmenon: to men gar swma, wV uption epi lecouV, ouc ewrato. to de andreikelon ek mhcanhV epestrefeto panth, kai sfagai treiV kai eikosin wfqhsan ana te to swma pan kai ana to proswpon qhriwdwV eV auton genomenai. thnde oun thn oyin o dhmoV oiktisthn sfisi faneisan ouketi enegkwn anwmwxan te kai
147 [612] In dieser schon erregten Stimmung, da der Ausbruch von Gewalttätigkeiten drohte, hob jemand über der Totenbahre ein aus Wachs gefertigtes Mannequin [manngroßes Abbild, gr. andreikelos: wortwörtlich: mann-ähnlich, ] von Caesar selbst empor; flach auf der Bahre liegend, konnte ja der Körper nicht gesehen werden. Nun konnte man aber mit Hilfe einer Vorrichtung das Mannequin nach allen Seiten hin drehen und es zeigte am ganzen Körper sowie im Gesicht dreiundzwanzig grausam beigebrachte Wunden. [613] Diesen jammervollen Anblick, wie er sich allen darbot, konnten die Menschen nicht mehr ertragen, sie seufzten laut auf, gürteten die Gewänder hoch und
Man beachte, daß das Wort andreikelos auch von Plutarch in der parallelen Alexanderbiographie benutzt wird, (72) wo die Rede von Stasikrates ist, der Alexander versprach, den Berg Athos in Thrakien in einen andreikelon zu verwandeln. Wenn er ihm also den Auftrag gebe, werde er den Athos zur dauerhaftesten und weithin sichtbarsten Statue von ihm ausgestalten, die in der linken Hand eine Stadt von zehntausend Menschen umfaßt halte und mit der rechten Hand einen starken Wasserstrom als Spende zum Meere hinabfließen lasse. Ein andreikelos war also eine mannsähnliche Ganzkörperfigur, die im Falle Alexanders in einem Berg hineinskulptiert werden sollte, wie etwa die Buddhas, die in Afghanistan vor kurzem in die Luft gesprengt wurden, im Falle Caesars ein an eine mêchanê gefestigtes mannsgroßes Wachsmannequin. Daß diese üblicherweise ins Deutsche mit Vorrichtung übersetzte mêchanê tropäumsähnlich war, ergibt sich aus der Parallelstelle bei Sueton, wo gesagt wird, daß das blutbefleckte Gewand Caesars an einem Tropäum hing, das zu Häupten einer Miniaturanfertigung des Venustempels stand, wo die Leiche Caesars aufgebahrt war:
Sueton 84.1:
… et pro rostris aurata aedes ad simulacrum templi Veneris Genetricis collocata; intraque lectus eburneus auro ac purpura stratus et ad caput tropaeum cum veste, in qua fuerat occisus.
Da bei Appian Antonius zuerst dieses Gewand mit einem Speer hob und flattern ließ [BC 2.146 610], und danach das Wachsmannequin an der Vorrichtung zeigte, muß man annehmen, daß Suetons tropaeum und Appians mêchanê mit andreikelos eins und dasselbe sind. Andernfalls müßte man annehmen, daß sowohl Sueton Appians mêchanê als auch Appian Suetons Tropäum vergessen haben zu erwähnen, und dazu, daß es zwei Gewänder Caesars gab, eins am Tröpäum hängend (Sueton), und eins den Körper bedeckend (Appian).
[Man beachte, daß Appian durchgehend von sôma, i. e. Körper, spricht, was manche Übersetzer mal mit Leiche mal mit Körper wiedergeben. Und weil sie offensichtlich die Parallelstelle bei Sueton nicht berücksichtigen, schreiben sie auch dann Leiche, wenn es vom Wachsmannequin an der mêchanê die Rede ist.]
Ergebnis: Man kann unmöglich dieses ‘Wachsmannequin’ mit der persona, d.h. mit der Maske, die der Mime, der Caesar imitierte, getragen hat, verwechseln, denn erstens hätte man darauf nicht die Wunden am ganzen Körper sehen können, und zweitens würde man nicht verstehen, warum dann das Volk den Anblick einer komödiantenhaften Maske nicht hätte ertragen können.
Anbei das Abbild der in Turin aufbewahrten vermuteten Caesarmaske.
[ Museo dAntichità, Torino, Gabinetto Fotografico
kommentierendes Text aus: Irwin Isenberg, Iulius Caesar, 1964, deutsch: Reutlingen 1965, p.148 ]
Jene, die wider besseres Wissen stur behaupten wollen, daß keine Wachsfigur am Suetons tropaeum unter der dort hängenden Toga gestanden habe, denn sonst hätte Sueton sie erwähnt, mögen sich Suetons Stelle genauer anschauen:
Sueton 84.1:
… et pro rostris aurata aedes ad simulacrum templi Veneris Genetricis collocata; intraque lectus eburneus auro ac purpura stratus et ad caput tropaeum cum veste, in qua fuerat occisus.
… und vor der Rednerbühne ein vergoldetes Modell des Tempels der Venus Genetrix aufgestellt; darin stand ein elfenbeinernes Bett, das mit goldverbrämten Purpurdecken belegt war, und zu Häupten dieses eine Siegessäule mit dem Gewand, das Caesar bei seiner Ermordung getragen hatte.
[Übersetzung Adolf Stahr / Franz Schön / Gerhard Waldherr]
Wie man sieht, erwähnt Sueton auch nicht die Leiche Caesars, die in der Miniaturanfertigung des Venustempels aufgebahrt war. Daß die Leiche Caesars darin aufgebahrt war, und nicht woanders, wird aber nicht in Frage gestellt. Obwohl es eigentlich möglich wäre, denn Appian sagt dazu nur, daß sie „unter reicher Prunkentfaltung auf der Rednerbühne aufgebahrt wurde“, und Plutarch lediglich, daß „man den Toten über das Forum trug und das Volk den von Wunden zerfetzten Körper sah.“
Anscheinend wußte damals jeder, wie es sich abgespielt hatte, und die Historiographen brauchten es nicht zu verdeutlichen. Glücklicherweise hat Appian es ausführlich berichtet, der, wie Textkritiker meinen, dafür den Text einer praetexta „Julius Caesar“ benutzte (so u.a. Stefan Weinstock): die Urform unserer Passionsspiele?
Die ausgestreckten Arme von Caesars Wachsfigur ergeben sich aus der Tatsache, daß Sueton Appians mêchanê ein tropaeum nennt, und das setzt ein Querbalken voraus. außerdem wollte ja Antonius Caesars Körper so nachmachen lassen, wie er dagefallen war, als er erdolcht wurde. Nur, er hatte selber die Erdolchung nicht miterlebt, da Trebonius ihn absichtlich außerhalb der Curia abgehalten hatte.
Jemand muß zwar gesehen haben, wie Caesar gefallen ist, und daß er sich den Kopf mit der Toga zugedeckt hatte, wie man meinte aus Schamgefühl. Aber weiter nicht, denn auch alle anderen waren sofort in Panik weggeflohen. Nur drei Diener seien bei ihm geblieben, haben seinen Körper auf die lectica, d.h. das Tragbett, die Sänfte, gestellt und ihn so nach Hause getragen, wobei die Armen nach außen hin hingen. Das heißt, abgesehen davon, daß wenn jemand hinfällt nicht selten mit ausgestreckten Armen fällt, wirklich gesehen hatte man ihn mit aus dem Tragbett rechts und links herausfallenden Armen. Da die, die dies gesehen haben, sich in ihre Häuser verbarrikadiert hatten, und die dramatische Szene hauptsächlich von den Dachgeschossen beobachteten, schauten sie von oben herab, auf einen in einem Tragbett liegenden Toten. Es ist diese Szene, dieser Anblick, den Antonius hat nachbilden und dem Volk zeigen wollen. Dafür mußte er das Wachsabbild der Leiche auf eine tropäumsähnliche mêchanê befestigen, und beide dann auf der Rednerbühne aufrichten lassen. Daher mußte Caesars Wachsfigur dem Volk wie ein Gekreuzigter erscheinen. Ein unerträglicher Anblick, der seine Wirkung nicht verfehlte: Das Volk geriet außer sich und außer Kontrolle, versuchte die Curie in Brand zu stecken, verbrannte Caesars Leiche da selbst und machte auf die Mörder Jagd. Cf. Was Jezus Caesar? P. 65-75, insbesondere Anm. 154 und 197:
Nicolaus Damascenus, Bios Kaisaros, FGrH, ed. F. Jacoby, 26.97:
«Drei Hausgenossen, die in der Nähe waren, luden wenig später die Leiche auf eine Tragbahre und brachten ihn durch den Marktplatz nach Hause. Man konnte von beiden Seiten, da die Gardinen weggeschoben waren, die hängenden Arme und die Wunden auf dem Antlitz sehen. Da war keiner, der nicht weinte beim Anblick des längst als Gott Verehrten. Von beiden Seiten begleitete ihn großes Jammergeschrei und die Wehklagen der Weinenden, von den Dächern, in den Gassen, von den Hauseingängen, wo sie vorbeikamen. Als sie in die Nähe des Hauses kamen, wurde das Geheule noch größer: Die Frau stürmte heraus, und mit ihr viele Frauen und Diener, den Mann laut rufend, klagend, daß sie vergeblich gewarnt hatte, nicht hinauszugehen an jenem Tag. Nun aber war über ihn ein viel größeres Verhängnis hereingebrochen, als sie befürchtet hatte.»
Für unsere Rekonstruktion ist folgender Satz relevant:
oran d¢ enhn enqen kai enqen apestalmenwn twn parakalummatwn, aiwroumenaV taV ceiraV kai taV epi tou proswpou plhgaV «man konnte, da die Gardinen weggeschoben waren, von beiden Seiten die hängenden Arme und die Wunden auf dem Antlitz sehen.»
Cf. auch die Parallelstelle bei Sueton, Jul. 82: Exanimis diffugientibus cunctis aliquandiu iacuit, donec lecticae impositum, dependente brachio, tres seruoli domum rettulerunt. «Leblos, während alle flohen, lag er eine Weile da, bis drei junge Sklaven ihn auf eine Sänfte legten und bei herabhängendem Arm wieder nach Hause brachten.»
[[ Die Berichte von Appian und Sueton werden bestätigt durch Dio Cassius, Historia Romana 44.35.4 und 44.49.3-4:
kai autouV o AntwnioV epiparwxune, ton te nekron eV thn agoran anohtotata komisaV, kai proqemenoV hmatwmenon te, wsper eice, kai traumata ekfainonta, kai tina kai logon ep¢ autw, allwV men perikallh kai lampron, ou mentoi kai sumferonta toiV tote parousin, eipwn.
Üblicherweise wird diese Stelle folgendermaßen übersetzt: «Und Antonius stachelte sie noch weiter an: Ganz unbesonnen ließ er Caesars Leiche auf das Forum bringen, stellte sie blutbefleckt, wie sie war, und mit klaffenden Wunden zur Schau und hielt dann noch eine Rede dazu, die zwar sehr schön und glänzend war, ab er für die augenblicklichen Umstände gar nicht paßte.» [Übersetzung: Otto Veh]
Man bemerke aber, daß die beiden Wörter proqemenoV und ekfainonta mit einem Wort stellte zur Schau wiedergegeben werden, während bei Wunden klaffenden hinzu kommt, was im Original so nicht steht (sondern ekfainonta, wörtwörtlich aus-schauenden, deutlich werdenden, sich äußerndenen, sich manifestierenden), als Ersatz für den nicht benutzten Ausdruck. In Wirklichkeit proqemenoV, das von protiqhmi kommt, bedeutet wortwörtlich vor-stellte, stellte vor, stellte aus, sodaß mit diesem Wort die tropäumsahnliche mêchanê mit Wachsmannequin von Appian und Sueton zusammengefaßt sein dürfte, die notwendig war, um den Körper zur Schau zu stellen und damit die Wunden allen sichbar und manifest werden.]
"[...] pou dhta soi, Kaisar, h filanqrwpia, pou de h asulia, pou de oi nomoi; alla su men, opwV mhd¢ upo twn ecqrwn tiV foneuhtai, polla enomoqethsaV, se de outwV oiktrwV apekteinan oi filoi, kai nun en te th agora prokeisai esfagmenoV, di¢ hV pollakiV epompeusaV estefanwmenoV, kai epi tou bhmatoV erriyai katatetrwmenoV, af¢ ou pollakiV edhmhgorhsaV. oimoi poliwn hmatwmenwn, w stolhV esparagmenhV, hn epi toutw monon, wV eoiken, elabeV, in¢ en tauth sfaghV."
«O Caesar, was halfen dir denn deine Menschenfreundlichkeit, was deine Unverletzlichkeit, was deine Gesetze? Indes, während du viele Gesetze erließest, damit nicht einmal von seinen persönlichen Feinden jemand ermordet werde, wurdest du selbst so jammervoll von deinen Freunden umgebracht, liegst jetzt ermordet da auf dem Forum, über das du so oft bekränzt als Triumphator gezogen bist; totwund hat man dich auf die Rednerbühne geworfen, von der aus du immer wieder zm Volke sprachest! Weh über die blutbespritzen grauen Haare, ach das zerfetzte Kleid, das du anscheinend nur deshalb anlegtest, um darin ermordet zu werden!» [Übersetzung: Otto Veh].
Auch hier bemerke man, daß neben dem Ansatz von Improperien, die typisch für die Karfreitagsliturgie sind, deutlich wird, daß Caesars Körper tatsächlich auf die Rednerbühne gelegt worden war, und daß Antonius zuerst auf die blutbespritzen Haare zeigt, und auf das Kleid, das anscheinend zu diesem Augenblick den Körper noch bedeckt hält. Aus Appian wissen wir, daß er das Kleid mit der Lanze hob, um die Wunden am Körper zu zeigen.
Nota bene: Dio Cassius benutzt spätere Quellen als Appian und Sueton, vermutlich den ‘pompeianer’ und ‘octavianer’ Livius. Daher auch die Kritik an Antonius’ Verhalten. Wir dürfen davon ausgehen, daß Appian und Sueton zuverlässiger sind und aus auf einen Bericht aus erster Hand zurückgreifen. ]]
Um Mißverständnissen vorzubeugen: Wie wir in Was Jezus Caesar? zeigen, ist Jesus nicht gekreuzigt worden, sondern am Tag seiner sogenannten Gefangennahme erdolcht. Auch wird Jesus im ganzen ersten Jahrtausend tatsächlich nie sterbend am Kreuz dargestellt (cf. WJC, S. 74). Doch gab es früh versuche, das Zeigen des gemarterten Körper am Kreuz, wie in der Karfreitagsliturgie üblich, als Kreuzigung zu interpretieren. Dies wird u.a. auch vom Koran bezeugt, der gerade gegen diese Interpretation ins Feld zieht. In der Folge des Nestorius leugnet die Sure 4.157, daß Jesus gekreuzigt worden sei, und sagt, daß «ihnen eine ihm ähnliche Gestalt erschien» bzw. «gezeigt wurde». Darin bestätigt sich, daß die Vorstellung der Kreuzigung Jesu eine späte und umstrittene war, und es klingt, als ob sie sich aus einer Inszenierung entwickelt hätte namentlich aus dem Zeigen der Wachsfigur Caesars am kreuzförmigen Tropäum beim Passionsspiel innerhalb des ursprünglichen Osterrituals.
Mir bleibt die Erinnerung an nette, aufmerksame Leute. Die Offenheit und die Sympathie, die diesem neuen Ansatz, dem einen wie dem anderen JC entgegengebracht wurde, war Lohn genug.
Daher möchte ich mich auch auf diesem Weg bei allen Anwesenden in der Lutherse Kerk bedanken, für die Aufmerksamkeit und die Geduld, die sie meinem holprigen Holländisch entgegengebracht haben. Ich weiß, es war auch für sie keine verlorene Zeit. Schon der Anblick des einmaligen Rekonstruktionsbilds von Caesars Beisetzung, aus der Feder von Pol du Closeau, war mehr als ein Abend wert.
Ihnen allen noch einmal:
Dannnk u vooor de Bluuuuuumen !
en tot ziens.
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