Divus Julius - Rom


ubi invenitur pauca de Roma Romanis et Caesare


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ROM, die RÖMER, CAESAR

Rom war zuerst eine Stadt (Gründung 21. April 753 v. Chr.) samt umliegendes (Acker)landes, das sich allmählich ausweitete, bis es die Welt umkreiste: Urbi et orbi, sendet heute noch der Papst seinen Segen „der Stadt und dem Umkreis“.
Die Römer waren entsprechend am Anfang die Bürger der Stadt Roms und des umliegenden (Acker)landes, später alle Menschen, die das römische Bürgerrecht besassen, d.h. zum Schluß alle im Reich lebenden Menschen (und wohl auch nicht wenige außerhalb).
Rom war im Endergebnis die Welt, und Römer alle Bürger.
Es ist daher falsch, etwa Römer und Griechen oder Römer und Gallier zu opponieren, denn die Römer waren kein Volk: Was es gab, waren römische Gallier und römische Griechen, bzw. gallische Römer und griechische Römer. Idem für die anderen Ethnien.

Von Anfang an entstand die Stadt unter Zusammenschluß dreier Tribus, Ramnes, Titii und Luceres, die aus verschiedenen Völkern stammten, grob den Etruskern, Sabinern und Latinern, wohl aber durcheinander, örtlich. Denn selbst der Name – Tribus –, Distributiv von „drei“, bezeichnet die administrative Unterteilung, und nicht den Stamm.
Die berühmten sieben Könige von Rom waren meist, wenn nicht alle, „Ausländer“. Die Aufnahme Fremder war die Regel, im Zentrum der Stadt war dafür ein Asylum eingerichtet, und das hatte Tradition: Schon Romulus und Remus waren von der Wölfin aufgenommene Findlinge. Man spottete die Römer, daß sie sich aus aufgenommenen Verbannten und entführten Frauen, also Banditen und Huren, sich zusammensetzten.
Tatsächlich gaben die Römer wenig auf Abstammung, viel auf Meriten: Das römische Bürgerrecht mußte man sich verdienen, individuell oder kollektiv, indem man in den Legionen diente oder als Bundesgenosse Roms kämpfte; selbst der Adel war eine Amtsnobilität: die Familien, die mindestens einen Konsul gestellt hatten.
Kriege wurden geführt nach der Maxime des parcere miseris et debellare superbos – „die Unglücklichen schonen und die Hoffährtigen niederkämpfen“ (Vergil, Äneis).

Ein gelehrter Grieche wie Plutarch, den man korrekterweise besser ein griechischer Römer nennen sollte, schrieb in der Biographie des Romulus (16): «Nichts hat so sehr zur Vergrößerung Roms beigetragen wie dieses Verfahren, stets die Besiegten sich anzugliedern und bei sich aufzunehmen.» Was auch bedeutete, ihnen auch Land zuzuweisen, was da hieß das im Krieg eroberte Ackerland der Abtrünnigen.

Diese siegbringende Strategie geriet ins Stocken, als die nach der Verjagung der Könige an die Macht gelangte Aristokratie anfing, das eroberte Ackerland nicht mehr zu verteilen, sondern für sich in Anspruch zu nehmen und von Sklaven bewirtschaften zu lassen. Dies hatte zur Folge, daß die dadurch entstandene Latifundia zu einem erheblichen Anteil zu Weideland verkamen, daß Getreide Mangelware wurde und daß freie Bürger für die Legionen fehlten. So geriet Rom in die Abhängigkeit der Bundesgenossen, denen man aber nach dem gemeinsamen Sieg kein Bürgerrecht und kein Ackerland gönnen wollte, was schließlich zum Krieg mit ihnen führte.

Die aufgeklärten Römer, die versuchten diese nicht nur sozial ungerechten, sondern auch staatsgefährdenden Mißstände zu beheben, stießen gegen den erbitterten Widerstand der Aristokratie, die sie als Popularen beschimpfte und mit allen Mitteln bekämpften. Die Gracchen wurden ermordet, Marius wurde schließlich von der sich hinter Sulla formierten Aristokratie in die Verbannung geschickt, zuletzt alle Marianer proskribiert und regelrecht massakriert.

Caesar (*100, † 44 v. Chr.), aus ältestem Adel und seine Abstammung von Venus herleitend, Großneffe des Marius, der durch die Heirat mit seiner Tante Julia als homo novus zum Konsulat gelangt war, geriet schon als Kind in die Proskriptionslisten des Sulla, konnte aber dank der Intervention mächtiger Fürsprecher, darunter der Vestalinnen, den Häschern entkommen. Als natürlicher Anführer der Popularen gelang es ihm zuerst Pontifex maximus zu werden, dann als Konsul den Veteranen des Pompeius das beste Ackerland in Kampanien zu verteilen, sobald als Prokonsul von Gallien die dort eingefallenen Germanen zu verjagen und Herr ganz Galliens zu werden. Als er dann seinen Veteranen, die inzwischen in der Mehrheit selbst Gallier waren oder germanische Reiter, auch Ackerland verteilen wollte, wurde ihm dies von dem nun mit der Senatsaristokratie gemeinsame Sache machenden Pompeius verwehrt. Es kam zum Bürgerkrieg, den Caesar gewann, welcher nebenbei auch Ägypten, Kleinasien, Africa und Spanien befriedete.

Jetzt konnte Caesar das alte Programm der Gracchen auf großer Basis realisieren, zahlreiche „römische“ Kolonien seiner Veteranen (jeglicher Herkunft, gemischt mit stadtrömischen Habenichsen) im ganzen Reich ansiedeln, dadurch zugleich den Ackerbau beleben und Frieden stiften.

Er wurde ermordet, und zwar von jenen Aristokraten, denen er ihre Feindschaft verziehen hatte. Aber bei seiner Beisetzung empörte sich das Volk gegen die Mörder und erzwang seine Apotheose. Nach anfänglichem Krieg untereinander schlossen sich die Nachfolger Caesars – Antonius, Lepidus und der Adoptivsohn Octavian – zusammen und besiegten die Caesarmörder. Caesar wurde zum Gott erhoben – Divus Julius –, die acta Caesaris wurden unantastbar, somit auch sein Programm des Anlegens von Veteranenkolonien, das Octavian weiterführte. Daran änderte der nicht enden wollende Bürgerkrieg gegen den letzten Sohn des Pompeius genausowenig wie die Entfachung eines neuen gegen Antonius und Kleopatra. Der Divi Filius, „Gottessohn“, Octavian erhob sich nun selbst als Divus Augustus in den Götterhimmel. Auf Erde war nun das Imperium romanum zugleich Caesars Reich: das römische Kaiserreich, in dem, außer an den Grenzen, (meist) Friede herrschte.