31.01.2002
Marsala
Kap Lilybaeum und Hafen Allahs
F.C.
An der Westspitze Siziliens liegt Marsala, weltbekannt durch den gleichnamigen Wein.
Hier, am einstigen Kap Lilybaeum, dort wo Caesar ins Meer gestochen ist um nach Afrika zu fahren (gegen die Restpompeianer, Juba und Cato), erinnert nichts daran, stattdessen sieht man ein Denkmal an Garibaldi, der 1860 dort landete bei seinem Zug der Tausend (i mille) und Sizilien samt Süditalien für die Einheit des Landes gewann. Jeder hat halt seine Vorstellungen. Die Italiener haben Rom gänzlich hinter sich gelassen, und sie gehört jetzt jedem, der sie nehmen will das heißt in diesem Fall niemandem, denn Altes gibt es in Marsala nicht mehr zu sehen, nicht einmal als Ruine.
Warum? mag man sich fragen. Die indirekte Antwort liefert eine kleine Tafel in einer Unterführung neben dem Rathaus: Sie erinnert schlicht und fast verschämt an die Tausende von Toten, die im letzen Weltkrieg unter den Bombardements umkamen. Wer bombardierte, muß man sich denken, am liebsten gar nicht daran denken, denn es waren nicht die «tedeschi» oder die «nazifascisti» sonst würde es ja groß stehen und mit viel Brimborium jährlich offiziell begangen , sondern unsere «Befreier», die dort landeten, und um es bequem zu haben more americano die ganze Altstadt dem Erdboden gleich machten. Der den Verdutzten bemerkende Rathausangestellte zuckt mit den Schultern: «Eh, wir waren die Taliban von damals.»
Was die Antike betrifft, kennt man in Marsala nur die Punier, deren spärliche archäologische Spuren in der vorgelagerten Insel Mothia zu besichtigen sind, freigelegt von einem mäzenatischen britischen Marsalaweinbaron.
Spurlos verschwunden also der Caesar am Kap Lilybaeum? Anscheinend ja. Denn nicht einmal der Name ist geblieben, und der neue, Marsala, wurde ihm von den Arabern vergeben: «Marsa Allah» haben sie es genannt, «Hafen Allahs».
Nun aber wie kamen sie auf den Namen? Man weiß, daß geographische Namen sehr widerstandsfähig sind und oft übernommen werden von Eroberer zu Eroberer, mit wenig Veränderungen außer den üblichen Verballhornungen: «Aquae» wird zu «Baden», «Castra Regina» zu «Regensburg», «Beau Fleuve» zu «Buffalo», etc.
Nicht anders machten es die Araber, und nannten zum Beispiel den Ätna, der schon immer einfach «der Berg» war, entsprechend «Dschebel» woraus die heutigen Sizilianer «Mongibello» kombinieren, aus »Monte» und «Dschebel», mit der zufällig entstehenden «schönen» Endung «bello».
Haben sie dasselbe mit dem Kap Lilybaeum getan, dann bot sich ihnen förmlich an, daß von hier aus Caesar nach Afrika gesegelt war, was sie damals sicherlich auch durch Denkmäler dokumentiert vorfanden, denn für das antike Marsala war Caesars Zug nach Afrika, der schließlich zu seinem vierten Triumph führte, nicht weniger wichtig als jener Garibaldis für das heutige.
Nun demnach hieß Kap Lilybaeum «Portus Iulii» (ähnlich wie sonst die nicht selten vorzufindenden diversen «Forum Iulii»), was als Vorlage für das arabische «Marsa-Allah», Hafen Allahs, sich geradezu anbietet und was eine weitere indirekte Bestätigung für die Vermutung darstellt (cf. «War Jesus Caesar?» S. 372), daß «Allah» nicht auf «al Ilah», sondern auf «al Iulah» zurückgeht, also nicht bloß «Gott», sondern präziser «Divus Iulius» wiedergibt.
Die Spuren des Divus Julius sind also auch am Lilybaeum nicht ganz verwischt und im Namen Marsala erhalten. Und mit dem Wein geht der Name um die Welt inkognito, versteht sich. Ein prädestinierter Meßwein, fürwahr.
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