[ redi ad Echo ]
Zeitung zum Sonntag (Freiburg i. Br.), 26.12.1999
Teil «Zwei Kalender», S.21 und 22
Hinweis auf S.1 vom Teil «Zwei Kalender»:
Protokoll einer Fälschung
Die Geburt des Herrn ist gefeiert und jetzt das. Der Freiburger Autor Francesco Carotta behauptet, Jesus Christus sei Julius Caesar gewesen. Die Evangelien: Die größte Fälschung der Weltgeschichte?
Text S. 22:
Über Rubicon und Jordan
War Jesus Caesar? Francesco Carotta liest aus seinen Ermittlungen
JÜRGEN MESSER
Schon einmal eine Kopie angebetet? Nein? Haben Sie eine Ahnung! Das jedenfalls würde der Philosoph und Linguist Francesco Carotta behaupten, der jetzt nach jahrelangen Studien das Protokoll der seiner Meinung nach größten Fälschung der Weltgeschichte vorgelegt hat. Ergebnis der akribischen Recherche des Freiburger Autors: Jesus Christus ist niemand anders als Julius Caesar, hinter der historisch nie belegten Figur des Gottessohnes und Stifters des Christentums verbirgt sich eigentlich der Divus Julius, Gründer des Römischen Reiches.
So verwegen diese These anmutet, so abenteuerlich war das Umfeld, aus dem die Idee zum Jesus/Caesar-Projekt entsprang. Der 1988 gegründete Verein zur Förderung der Madonnenerscheinungen ließ auf einem Tollkirschbaum in Freiburgs Wiehre eine rote Bella Madonna erscheinen und interpretierte mit feministischem Zuspruch die jungfräuliche Maria und Mutter Gottes als römische Venus. Vereinsmitglied Carotta trieb das exotische Happening zu einer ernsthaften Exegese der Evangelien, entdeckte er doch in der Venus Genetrix die Ahnmutter des nach seinem Tod als Gott verehrten Julius Caesar. So lockten letztendlich die Gottesmütter Francesco Carotta auf die Spur ihrer Söhne. Sein neugieriges Studium historischer Quellen förderte erstaunliche Parallelen zu Tage.
Diese reichen von Äußerlichkeiten (Dornenkrone/Lorbeerkranz) über Beziehungen (Magdalena/Kleopatra) und Verräter (Judas/Brutus) bis hin zum gemeinsamen Todestag: der 15. Nisan entspricht den Iden des März. Dass Caesar exakt ein Jahrhundert vor Jesus geboren wurde solche und andere Unstimmigkeiten bereinigt Carotta mit eigenwilliger aber nachprüfbarer Auslegung zeitgenössischer Texte. Gemäß seiner These, dass Geschichte immer von Siegern geschrieben wird, folglich Endsieger ist, wer die Geschichte zuletzt schreibt.
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