Divus Julius – Summarium


Nachfolgend finden Sie eine kurze Darstellung auf deutsch


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© Francesco Carotta, 1988–2001. Die Weiterverbreitung dieser Texte ist frei, außer für kommerzielle Zwecke.
Für die dem Buch
War Jesus Caesar? oder anderen Werken entnommenen Passagen gilt das Copyright des jeweiligen Verlages.

Vorwort zur englischen Ausgabe von Dr. Fotis A. Kavoukopoulos, Linguist

SUMMARIUM

FÜR JENE, DIE DAS BUCH NOCH NICHT IN DER HAND HATTEN:

(Diese Zusammenfassung möchte zugleich eine sofortige Übersicht geben wie auch als Leitfaden dienen: Man kann sie als eine Art Inhaltsangabe betrachten, aus der man, Kapitel für Kapitel, auf eine andere, längere, bebilderte Fassung über Hyperlinks abzweigen kann.
Diese wird nach und nach entstehen: Schaut gelegentlich vorbei!)

Die Frage ist:

IST JESUS DIVUS JULIUS?
(IST JESUS DER UNS HISTORISCH TRADIERTE DIVUS IULIUS, DER VERGÖTTLICHTE CAESAR?)

Gerüst der Argumentation:

A) CAESARS BILDER ENTSPRECHEN NICHT UNSEREM BILD VON CAESAR.
In unserem Kopf ist er ein Feldherr und ein Dictator. Auf seinen authentischen Darstellungen (Statuen und Münzen) wird aber den Clementia-Aspekt, die Milde betont. Insbesondere auf dem sog. Kopf Torlonia sieht er tatsächlich aus wie Jesus. Sogar der Kranz, den er trägt, meist den Eichenkranz des Retters, entspricht in Form und Bedeutung der Dornenkrone des Heilands.

B) DER LEBENSLAUF JESU FOLGT AUFFÄLLIGERWEISE JENEM CAESARS.
Beide fangen ihre Karriere in einem Land im Norden an: Caesar in Gallia, Jesus in Galiläa; beide haben einen verhängnisvollen Fluß zu überqueren: den Rubicon und den Jordan; beide kommen dann in eine Stadt hinein: in Corfinium und in Kapharnaum; Corfinium findet Caesar von einem Pompeianer besetzt, Jesus findet in Kapharnaum einen von einem unreinen Geist besessenen. Man erkennt Parallelen sowohl in der Struktur als auch in den Namen: Gallia > Galiläa; Corfinium > Kapharnaum; besetzt > besessen (beides lat. obsessus). Wenn man weiter untersucht, bleiben die Parallelen konstant (bei der nächsten Besetzung bzw. Belagerung findet man den nächsten Besessenen, etc.).

C) DIE PERSONEN BEI CAESAR UND IHRE DARSTELLER BEI JESUS ENTSPRECHEN SICH, STRUKTURELL UND IM NAMEN – IDEM FÜR DIE ORTE:

Caesar > Jesus
Pompeius > Johannes (der Täufer)
Antonius > Simon
Lepidus > Petrus
(Decimus) Junius (Brutus) > Judas
(Marcus Junius) Brutus > Barabbas
Octavian (Augustus) > Johannes (der Jünger)
Nikomedes > Nikodemus
Kleopatra > die Magdalena
Julia (Witwe des Marius) > Maria
der Senat > das Synedrium
Gallia > Galiläa
Corfinium > Kapharnaum
Rom > Jerusalem
etc.

Man erkennt, daß die Personen dieselbe jeweilige Funktion haben:
Pompeius hebt Caesar politisch aus der Taufe und konkurriert mit ihm – idem der Täufer mit Jesus;
Antonius und Lepidus werden zu Caesars Nachfolgern, der eine als Flamen, Hohepriester des Divus-Julius-Kultes, der andere als Pontifex maximus – idem Simon und Petrus mit Jesus (die bisweilen zu einer einzigen Person verschmelzen: Simon Petrus);
Decimus Junius Brutus ist Caesars Verräter – wie Judas jener Jesu;
der andere Brutus ist Caesars Mörder – wie auch Barabbas ein Mörder ist;
Octavian ist der junge Caesar, dessen postume Adoptivsohn – Johannes wird auch vom sterbenden Jesus am Kreuz adoptiert;
Nikomedes von Bithynia werden nächtliche Begegnungen mit Caesar nachgesagt – wie Nikodemus (in Bethania?) – mit Jesus;
Kleopatra hat ein besonderes Verhältnis zu Caesar – wie Magdalena zu Jesus;
Julia, Caesars Tante und Witwe des Marius hat bei Caesar dieselbe Funktion wie die erste Maria bei Jesus;
der Senat ist Caesars Widersacher – wie das Synedrium Jesu Satan;
Gallia ist das Land im Norden, woher Caesar am Anfang des Bürgerkriegs kommt – wie Galiläa für Jesus sowohl im Norden als auch am Anfang seines Wirkens steht;
Corfinium ist die erste Stadt, die Caesar einnimmt – Cafarnaum die erste Stadt, in die Jesus hinein kommt;
Rom ist die Hauptstadt, wo Caesar zuerst triumphiert dann ermordet wird – Jerusalem ist das Pendant bei Jesus, wo er zuerst seinen Palmsonntag und dann seine Leidensgeschichte erfährt.

Man erkennt auch, daß die Namen sich in Schreibweise und/oder Klang auffällig entsprechen, so etwa Gallia und Galiläa, Corfinium und Cafarnaum, (Julia) Mària und Marìa, Nikomedes von Bithynia und Nikodemus von Bethania, etc., während bei den anderen die Ähnlichkeit mehr oder minder verdeckt, doch fast immer noch erkennbar erscheint: Junius (Brutus) und Judas, Brutus und Barabbas, Senat und Satan, etc., oder auch ROMA und HieROsolyMA, Antonius und Simona (spiegelverkehrte Lesung, von rechts nach links, als ob es Aramäisch gewesen wäre), etc.

D) ALLE MARKANTEN WORTE CAESARS FINDEN SICH IM EVANGELIUM WIEDER, AM STRUKTURELL ENTSPRECHENDEN PLATZ.
Die meisten Sprüche wortwörtlich, manchmal mit kleinen Mißverständnissen:
«Wer auf keiner Seite steht, ist auf meiner Seite» findet sich wieder als «Wer nicht wider uns ist, der ist für uns»;
«ich bin nicht König, ich bin Caesar»
als «Wir haben keinen König denn den Kaiser»;
«der beste Tod ist der plötzliche»
als «Was du tust (d.h.: mich in den Tod zu führen), das tue rasch»;
«ach, hab ich sie denn gerettet, damit sie mich zugrunde richten?»
als «Er hat andere gerettet und kann sich selbst nicht retten».
Nur bei zwei sind die gleichwohl leichten Veränderungen sinnentstellend:
«Alea iacta est(o)», der Würfel sei geworfen, wurde zu «werfend, denn sie waren Fischer» (Verwechselung von lat. alea, Würfel, und gr. (h)aleeis, Fischer) – der wunderbare Fischfang;
«veni vidi vici» , ich kam, sah und siegte,
zu «ich kam, wusch mich und sah» (Verwechselung von enikisa, ich siegte, und enipsa, ich wusch mich) – eine Blindenheilung!

    Wobei einen zusätzlichen Beweischarakter die Tatsache hat, daß die Worte Caesars und Jesu – wie übrigens auch die Taten – an der jeweils sich entsprechenden Stelle rekurrieren, und zwar in derselben Reihenfolge und unter Wahrung derselben chronologischen Abständen – wie am Vergleich der jeweiligen Kapitel- und Absatznumerierung der oben angeführten Worte leicht ersichtlich:

      alea/aleeis:
      App. BC 2.35;            Plut. Caes. 32 /                                   Mk 1.16
      keine Seite / nicht wider uns:
      App. BC 2.37;            Plut. Caes. 33; Caes. Civ. 1.33, 1.85 / Mk 9.40
      veni vidi vici / ich kam, wusch mich und sah:
      App. BC 2.91;            Plut. Caes. 50 /            Jh 9.7-11 =ca. Mk 8.24
      nicht König / keinen König:
      App. BC 2.108;          Plut. Caes. 60 /            Jh 19.15 (=ca. Mk 15.15)
      plötzlich/rasch:
      App. BC 2.115;          Plut. Caes. 63 /            Jh 13.27 (=ca. Mk 14.21)
      gerettet/gerettet:
      App. BC 2.146; (=ca. Plut. Caes. 68)/                                   Mk 15.31

    Man sieht daß die einzige scheinbare Ungereimtheit im Beispiel 2 zu beobachten ist, das aber, als allgemeine, von Caesar wiederholt unter Beweis gestellte strategische Einstellung, auch bei den klassischen Historikern an verschiedenen Stellen vorkommt (so bei Caesar zwei Mal, 1.33 und 1.85 seines eigenen Berichtes über den Bürgerkrieg, während bei Sueton der Spruch erst im Kap. 75, bei insgesamt 89, seiner Caesarbiographie vorkommt); die Inversion der Reihenfolge vom 4. und 5. Beispiel ist nicht relevant, weil deren Position bei Markus nur hypothetisch über Johannes ermittelt wird, der bekanntlich es chronologisch nicht so genau nimmt (aber auch so fallen beide Sprüche dicht beieinander).

Man erkennt den Strang: Die wunderbaren Siege Caesars werden zu den siegreichen Wundern Jesu.
Nach demselben Muster werden auch Caesars Auseinandersetzungen mit den Caecilii, Claudii und Metelli zu Heilungen von Blinden (lat. caecilius = der Blinde), Lahmen (lat. claudius = der Lahme) und Krüppeln (als ob metellus von mutilus = verstümmelt).

Es sieht nach Verstellungen innerhalb des langen Kopierprozesses aus: Das Evangelium wäre demnach entstanden aus dem Bericht über den römischen Bürgerkrieg, erst aus kumulierten Kopistenfehlern, dann aus einer «logischen» Umredigierung.
Dieser Befund wird bestätigt durch andere Beobachtungen, z.B. folgende:

E) DIE OSTERLITURGIE FOLGT NICHT DEM BERICHT DES EVANGELIUMS, SONDERN DEM BEISETZUNGSRITUAL CAESARS (wie von Ethelbert Stauffer nachgewiesen, cf. Jerusalem und Rom im Zeitalter Jesu Christi, Bern 1957, p. 20ff).
Insbesondere fehlt im evangelischen Bericht das Feuer, das in der Ostervigilie eine zentrale Rolle spielt, wie bei der Feuerbestattung Caesars. Aber auch im Evangelium ist das Feuer von Caesars Scheiterhaufen nicht spurlos verschwunden: Die PYRA ist zur MYRA geworden, der Scheiterhaufen zur Myrrhe (die Jesus mit Wein bzw. Essig gereicht wird).
Konsequenterweise wurde das Tropaeum, das kreuzförmige Siegesmal zu Häupten seiner Bahre, wo Brustpanzer und Waffen des Vercingetorix hätten angebracht werden sollen, wo aber der Geniestreich des Antonius ein Wachsbild des zermarterten Körpers Caesars, von der blutbefleckten Toga entblößt, hatte vor aller Augen hinhängen lassen, als Kreuz wahrgenommen, wobei die Identität des Todesdatums – Iden des März bzw. 15. Nizan – eine weitere, chronologische Bestätigung liefert.
Es stellt sich heraus: Was man auch immer vergleicht, konstant findet man dieselben Strukturen und Sequenzen, wobei die Unterschiede sich auf kleine Buchstabenverwechselungen reduzieren. Was sich verändert, ist die Wahrnehmung.

All diese Übereinstimmungen (im Buch ist eine lückenlose Synopsis Caesar-Biographie / Markus-Evangelium wiedergegeben, in den Vorträgen wird anschaulich auf einige Perlen unter den Verschreibungen und Mutationen eingegangen; die untersuchte Ikonographie verdeutlicht, daß typisch jesuanische Züge und Motive wie das Pietà-Gesicht, die Dornenkrone, die langen Haare, der Bart, der Schurz, der Stab, der Heiligenschein, das Kreuz in allen seinen Variationen, die Auferstehung, die Himmelfahrt, etc. bereits in der Münzprägung Caesars vorkommen und in jener des Antonius bzw. des Octavians Augustus ausgeformt sind) lassen sich unmöglich auf bloßen Zufall zurückführen und verlangen nach einer Erklärung. Die plausibelste ist:

DER JESUS-KULT IST DER KULT DES DIVUS JULIUS, SO WIE ER SICH IM LAUFE DER JAHRHUNDERTE IN DEN VETERANEN-KOLONIEN IM OSTEN DES REICHS VERFORMT HAT.
Dort bot das Nebeneinander der Sprachen, mit dem langsamen Weichen des Lateinischen der Kolonien dem Griechischen der Umgebung (mit gelegentlichem Hervorscheinen des aramäischen Substrats) den geeigneten Boden.
Die politische Umwälzung, die sich mit Vespasian und Titus nach dem jüdischen Krieg ergab, mit der daraus resultieren Notwendigkeit der Integration der Juden in das Reich, führte dazu, Kult und Texte ad usum Iudaeorum zu entwickeln: Divus Julius wurde zum Messias. Die Hinzufügung der Zitate aus der Biblia Iudaica, die die Klassischen ersetzten, half dabei, die römischste aller Geschichten als eine jüdische ansehen zu lassen.

FAZIT: Als Urevangelium erweisen sich die Historiae des Asinius Pollio, die nicht nur Grundlage für die Werke der nach ihm schreibenden Historiker waren (insbesondere Appian und Plutarch), sondern auch für den in den caesarea des gesamten Reichs praktizierten Divus-Iulius-Kult. Diese populäre, im alltäglichen und religiösen Leben der Völker verankerte Version, verformt im Kult und verballhornt im Kopier- und Übersetzungsprozess, ist zu unserem Evangelium geworden. Was die Kirche immer gesagt hatte, nämlich daß das Markus-Evangelium zwölf Jahre nach dem Abgang des Herrn in Rom auf Lateinisch geschrieben worden war, wird in eklatanter Weise bestätigt.

FOLGEN: Die jahrhundertelange Auseinandersetzung, ob nun das Evangelium Geschichte sei oder Literatur, ein tradierter oder ein verfaßter Text, ist auf eine objektive und nachprüfbare Basis gestellt – und entschieden.
Die Frage, ob Jesus eine historische Gestalt sei, wird aufgehoben: Jesus ist der historisch tradierte Divus Julius.

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