Erste Überlegungen über die Identität des Todestags von Caesar und Jesus
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Starb Caesar am jüdischen Passahfest? – eine erste Problematisierung Bekanntlich berichtet Sueton davon, daß auch Ausländer in Rom um Caesar trauerten, besonders die Juden, qui etiam noctibus continuis bustum frequentarunt – «die sogar viele Nächte hintereinander die Verbrennungsstätte besuchten» (Div. Jul. 84). Die Kommentatoren können nichts Gescheites darüber sagen, warum gerade die Juden mehrere Nächte hindurch sich an der Verbrennungstätte Caesars aufhielten. Die Gründe, die angeführt wurden – sie seien ihm besonders verbunden gewesen weil a) er Pompeius, den Entweiher des Jerusalemer Tempels, besiegt hatte, b) weil er die Juden besonders begünstigt hätte – erweisen sich beim näheren Hinsehen als nicht stichhaltig (dem einen Argument steht entgegen, daß nicht wenige Juden, unter anderem auch Herodes’ Vater, sich auf die Seite der Mörder schlugen, dem anderen, daß der Hauptzeuge für angebliche besondere Begünstigungen der Juden Flavius Josephus ist, der nicht als verläßlich gilt und sich wie oft auch in diesem Punkt selbst widerspricht; cf. Untersuchung in War Jesus Caesar? Anm. 183). Einen einfachen Grund ist meines Wissens bis jetzt von niemandem hervorgehoben worden: Die Juden feierten gerade ihr Passah. Genau gesagt hatten sie das Passahmahl am Abend des 14. Nizan (i.e. in Rom 14. März), d.h. in den 15. hinein (der Abend zählte bekanntlich zum nächsten Tag), verzehrt, und waren also z.Z. von Caesars Beisetzung (am 17.?) in der an das Passah anschließenden Mazzot-Woche. Daher hatten sie, außer der Neigung, auch Zeit und Muße, und konnten also noctibus continuis da sein und suo more – «nach ihrer Sitte» lamentieren. [Daß es dem so ist, verdeutlicht u.a. die RE s.v. Ostern, Sp. 1647f, G. Gentz: «Das jüdische Passahfest … Berechnung: Grundsätzlich soll „der Kreislauf der Monde von der Frühlingsnachtgleiche (=25. März) ab gerechnet weden“ (Philo zu Ex. 12,2, s. E. Schwartz 139). In der Regel nahm man den Monat des bürgerlichen Kalenders der jeweiligen Gegend, in der der 25. März fiel, so in Syrien den Xantikos, in Alexandrien den Pharmuthi. Am Vollmond dieses Monats beging man das Pascha.» – In Rom nahm man also dieser praktischen Regel entsprechend den März, dessen Vollmond die Iden waren.] Dieses Faktum dürfte auch die spätere jahrhundertelange Auseinandersetzung unter Christen (u. zwischen Christen und Juden) um die Festlegung des Osterdatums erklären, zwischen denen, die «mit den Juden feierten», und denen, die nicht. Interessant ist in diesem Kontext die Außerung Tertullians, daß Ostern (in Rom bzw. Africa) schon immer im März gefeiert worden war: de jejun. 14: … pascha celebramus annuo circulo in mense primo – «… wir feiern Ostern alljährlich im ersten Monat» (wo als «erster Monat» nur März gemeint sein konnte, der alte Jahresanfang). Dies scheint einer näheren Untersuchung würdig. Denn logisch wäre, daß man in der Folge von Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des Kultes des Divus Julius mit den Juden hört, stattdessen wird von jenen zwischen Christen und Juden berichtet. [Ein wichtiger Reibungspunkt war hier das Fasten, das die Juden bereits am (Vorabend des) Karfreitag(s) unterbrachen, was sie in ein schlechtes Licht stellte – älteste Begründung bei den „Audianern“: (h)óti (h)ótan ekeinoi (= die Juden) euôchôndai, (h)umeis nêsteuontes (h)yper autôn pentheite – ὅτι ὅταν ἐκεῖνοι (= die Juden) εὐωχῶνται, ὑμεῖς νηστεύοντες ὑπερ αὐτῶν πενθεῖτε – (Epiph. 70,10f). Umgekehrt feiern die Juden die Mazzot en pikrísin – ἐν πικρίσιν – s. Ex. 12,8, während bei den Christen die Auferstehungsfreude herrscht). Die Christen, die um den toten Jesus trauerten, sahen also wie die Juden ihr Fasten brachen, als ob sie sich darüber gefreut hätten; als dann aber ausgelassen die Auferstehung feierten, sahen sie die Juden weiter die bitteren Kräuter essen, als ob dies sie erbitterte. Diese Asyntonie führte zu ständigen Reibereien und schließlich dazu, daß das christliche Osterfest so gelegt wurde, daß es mit dem jüdischen nicht zusammenfällt (Konzilien von Arles und Nicäa)]. Wo bleiben die Divus-Julius-Gläubigen, deren Existenz die unzähligen caesarea bezeugen? Sind sie identisch mit jenen Christen, die anders und an einem anderen Datum Ostern feierten, als später festgelegt, zum Beispiel am Freitag, bzw. im März, die Quartodezimaner & Co.? Dies sollte also näher untersucht werden [demnächst …] |