Welle – Stephan Langer / Albert Käuflein


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Katholische Beauftragte für Privaten Hörfunk, 17.12.1999

[…] beiliegend […] das Manuskript unseres Beitrags zu dem Jesus-Buch von Francesco Carotta. Wir haben ihn gestern produziert, er wird in den nächsten Tagen bei der „Welle“ (Karlsruhe / Baden-Baden / Pforzheim) gesendet. Das Format (1'00) ist vom Sender vorgegeben. […]

War Jesus Caesar?

STEPHAN LANGER / Dr. ALBERT KÄUFLEIN

Stephan Langer: Auch nach bald 2000 Jahren hat Jesus von Nazareth nichts von seiner Faszination eingebüßt. Noch immer beschäftigen sich die Menschen mit ihm. Generationen von Theologen sind der Frage nachgegangen: Wer war Jesus wirklich? In Goldmann Verlag ist jetzt von Francesco Carotta ein Buch erschienen: „War Jesus Caesar? 2000 Jahre Anbetung einer Kopie“. Mein Kollege Dr. Albert Käuflein hat es für Sie gelesen:

Dr. Albert Käuflein: Auf den ersten Blick wirkt der Titel des Buches absurd. Natürlich war Jesus nicht Julius Caesar. Aber das Buch sieht etwas Richtiges: Das Christentum hat sich sehr früh im Römischen Reich ausgebreitet. Und die Kirche hat in ihrer Verkündigung auf Bilder zurückgegriffen, die den Menschen bekannt waren. So ist es durchaus verständlich, dass es Parallelen zwischen den Berichten über Julius Caesar und Jesus gibt. Dass Jesus aber nur eine Kopie von Caesar sein soll, das ist freilich weit überzogen. Genauso wie die Behauptung, Jesus habe vielleicht gar nicht gelebt.

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NOTA BENE: Der Rezensent hat Recht wenn er meint, es sei weit überzogen, zu behaupten, Jesus sei nur ein Kopie von Caesar. Der Titel mußte vereinfachen, im Buch wird aber klar gesagt: Jesus ist Divus Iulius, der vergöttlichte Caesar, der sich von Caesar nach römischem religiösen Verständnis insofern unterscheidet, als Caesar inzwischen tot, Divus Iulius aber ein lebendiger Gott ist. Jesus ist demnach keine Kopie, sondern der uns historisch erhaltene Divus Iulius.
Der Behauptung, Jesus habe vielleicht gar nicht gelebt, treten die Erkenntnisse dieser Aufdeckung insofern entgegen, als die Frage, ob Jesus gelebt habe oder nicht, überflüssig und beliebig zu beantworten wird. Es ist demnach egal zu sagen: „Jesus hat nie gelebt, gelebt hat Caesar“; oder zu sagen: „Jesus hat gelebt: Er hieß Caius Iulius Caesar“.
Jedenfalls wirkt die Rückzugslinie des Rezensenten – es sei normal, daß so viel Caesar bei Jesus zu finden sei: „die Kirche habe in ihrer Verkündigung auf Bilder zurückgegriffen, die den Menschen bekannt waren“ – respektlos und pathetisch zugleich. Respektlos, weil er praktisch sagt, die Kirche hätte ihren Paradiesvogel mit fremden Federn geschmückt. Pathetisch, weil es wie pâté d’alouette klingt, die sprichwörtliche französiche „Lerchen-Pastete“: 50% Lerche, 50% Pferd – eine Lerche, ein Pferd! So stellt sich ja das Verhältnis zwischen Jesus und Caesar angesichts des Gewichts der jeweiligen historischen Existenz (Jesus von keinem Historiker genannt, Caesar Dreh- und Angelpunkt der Geschichte) am Ende heraus.



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