jwd – André Gaedecke


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jwd, Hellersdorf (Berlin Ost) 6/2000

War Jesus Caesar?


ANDRÉ GAEDECKE

Diese provokante Frage stellt Francesco Carotta in seinem gleichnamigen Buch, aus dem er am 9. Juni im Kulturforum Auszüge las. Das Thema versprach heiß zu werden, ging es doch um nichts mehr oder weniger, als die Kultfigur der abendländischen Religion, Jesus, in Frage zu stellen.

Der aus Norditalien stammende und derzeit in Freiburg/i.Br. lebende Autor leitete seine These aus der Biographie Cäsars her, in der er während jahrelanger Studien viele Ähnlichkeiten mit dem Evangelium entdeckte. Dazu zählten die Ähnlichkeiten des christlichen Kultes mit dem Kaiserkult im alten Rom oder der Titel Cäsars als Pontifex maximus den heute kein geringerer als das Oberhaupt der katholischen Kirche, der Papst, trägt.

Viele Irrtümer und Fehlinterpretationen ließen aus Cäsar Jesus werden, schlussfolgerte Carotta. Zahlreiche Bilder des römischen Politikers hätten Ähnlichkeiten mit späteren biblischen Darstellungen. Vor alIem das im Laufe von Jährhunderten angereicherte Schrifttum boten viele Möglichkeiten zu Missdeutungen. Man denke nur an die Fehler, die beim Kopieren entstanden seien, meinte der Autor. Mit einer Fülle von auf Dias gespeicherten Beispielen untermauerte er seine These. Dazu zählten Wortinterpretationen aus alten Schriften, christlich anmutende Motive auf zeitgenössischen Cäsarmünzen und Kultelementen. So ist das im Evangelium vorkommende Heilungswunder schon beim römischen Kaiser Vespasian belegt. Nach Abschluss der Diskussion bestand die Möglichkeit, Carottas Buch vom Autor selbst signieren zu lassen.


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