Divus Julius – zur Wikipedia


de tabanis quibusdam molestis


Wir stehen leider auch in der Wikipedia – deutsch, holländisch und englisch bis jetzt nur, aber es droht mehr zu werden. :-(
Die Wikipedia ist bekanntlich eine Pseudo-Enzyklopädie, eine obszöne noch dazu, und nicht etwa weil der Gründer sein Geld zuerst mit Pornos verdient haben soll. Schon der Name verdeutlicht es: Wiki, ein hawaiianischer Quicky, lässig am Strand sozusagen, weil jeder schnell irgendwann hinein schreiben kann, was ihm gerade einfällt – lo que le sale de los cojones, o del coño. Da ein jeder andere den Erstschreiber korrigieren darf – halte mir bitte die Stange! – soll am Ende alles doch gut werden. So die Theorie, die Traumvorstellung, die Verführung, der Lockvogel für die Freier dieser grossen Hure: die freiwilligen, unbezahlten, ja spendierfreudigen WP-Redakteure. In der ernüchternden Praxis ist es aber nicht auszuschließen, dass der Erstschreiber Ahnung hatte, und dass er überschrieben wird vom Ahnungslosen – y eso es lo que nos toca los cojones, ¡coño! Das passiert immer, wenn es um sensible Themen geht, wo die Ordnungshüter der Gesellschaft – sagen wir mal die Theologen –, alle Artikel, die mit Religion zu tun haben, regelmäßig umschreiben, damit da nichts Gefährliches steht: organisiert, akribisch, raffiniert, rabiat. Dass für Religionsgeschichte nicht die Pfarrer zuständig sind, hat sich anscheinend bei der WP noch nicht herumgesprochen. Da haben die „Jesusfreunde“ das Sagen, die, als „Kopiloten“ getarnt, unter den Augen der wegschauenden Administratoren, unbehelligt das Hijacking der WP-Artikel praktizieren dürfen. Da machen die naiven Freier Bekanntschaft mit Zuhälter und Mafia dieses Bordells.
Das konnte uns also nicht erspart bleiben. Es trifft sich nämlich, dass wir etwas geschrieben haben über den historischen Jesus, was der communis opinio zuwiderläuft, und da in der WP bestenfalls nur die stehen kann – wenn jemand mit etwas neuem kommt, wird er sofort blockiert, s. hier –, wären wir von allein nie und nimmer auf die Idee gekommen, irgendetwas über unsere Studien in die Wikipedia zu setzen. Auch lesen wir keinen Artikel aus der Wikipedia, aus dem einfachen Grund, dass die Kollegen vom Fach, in dem wir nun mal im Moment tätig sind – Alte Geschichte – die Wikipedia für absolut unzuverlässig halten. Am schlimmsten finden sie, dass ab und zu doch etwas korrektes dabei ist, was natürlich die Unbedarften dazu verleitet, auch dem überwiegend unzuverlässigen Rest Vertrauen zu schenken.
Aber unglücklicherweise haben auch wir Freunde – Gott schütze mich vor meinen Freunden! – und die kamen auf die glorreiche Idee, ein Lemma über uns ausgerechnet in die Wikipedia zu setzen, nicht ahnend, dass dort die Wachhunde der fabulierenden Orthodoxie alle Schlüsselpositionen besetzt halten, von den Platzhirschen bis zu den Administratoren bestens gestaffelt. Und so kam es, wie es kommen musste: Zuerst schrieben die „Freunde“ ein paar nichtssagende Zeilen über unsere Forschung, aber die waren schon Provokation genug, um die Ordnungshüter auf den Plan zu holen, vorneweg die Dilettanten, die ohne Kopf und Verstand alles verstellten, und hinterher die Profis mit eigener Agenda, die es gründlich verschlimmbesserten. Hauptsache es wirkte alles negativ und absurd, damit die Leser, die sich dorthin verirren, davon abgeschreckt werden, sich weiter zu informieren: Pseudo-Information zwecks Desinformation, Wikipedia-Artikel als Kondom.
Zwischendurch hatten sie auch versucht, den Artikel zu streichen. Weil aber die Wikipedia hier sehr konservativ ist – es muss alles erfasst werden; Frage: Warum denn? Dient sie als moderne Inquisition? – hatten sie keinen Erfolg, und gaben auf, vielleicht auch weil sie merkten, dass das Löschen uns eigentlich genehm wäre. Ausserdem wäre ihnen die Talk-Seite als Ort wo sie uns weiter im Schutze der Anonymität beleidigen können, abhanden gekommen. So blieb es bei dem Kondom und der Desinformation. Und weil auch den „Freunden“ die Lust vergangen war, herrschte eine Weile Ruhe.
Leider nicht für immer. Denn jetzt kam ein unverbrauchter neuer Redakteur auf die ungeheuerliche Idee, die Artikel zu verbessern, darauf vertrauend, dass sich die Gemüter abgekühlt hätten und sich Qualität vielleicht doch durchsetzen würde. Eine naive Idee, wie sich herausstellte, denn die fanatischen alten Vandalen ließen nicht lange auf sich warten, und getarnt hinter neuen Pseudonymen verwüsteten wieder alles.
Wen es interessiert, für den wurden nun als Abhilfe die letzten halbwegs unversehrten Fassungen gespiegelt und hier dokumentiert. Wer lieber die politisch-theologisch gesäuberte Fassung lesen will, der gehe in die Wikipedia, wie gewohnt.
Es soll aber klar sein, dass wir uns von allen Inhalten eines jeglichen pseudo-enzyklopädischen Artikels, nicht nur in der Wikipedia, sondern auch sonst wo, der über uns geschrieben wurde und wird, distanzieren. Darin steht meist falsches, undokumentiertes, gezerrtes, zurechtgezimmertes, erfundenes, während wesentliches gerne übersehen oder gar bewusst unterdrückt wird.
Es ist schon deswegen alles daneben, weil Biographie und derartige Informationen überhaupt nichts zur Sache tun. Das einzig wichtige im Falle einer Forschung ist nicht der Forscher, sondern die Forschungsergebnisse, und die stehen in den Texten, Büchern und Artikeln, und nicht in den Enzyklopädien, erst recht nicht in den wiki viki. Wie ein chinesisches Sprichwort sagt: Wenn der Weise auf den Mond zeigt, schaut der Einfältige auf den Finger. In der Wikipedia steht bestenfalls der Finger – aber auch dieser nur aus der Sicht des Einfältigen.
Der natürlich übersetzt alles in sein Vokabular, denn er hält sich für die Wahrheit in Person, vor allem wenn er ein Theologe ist, oder gar ein Pfarrer, also ein bezahlter Hüter der ex-cathedra verkündeten Lehre. Ein Beispiel soll genügen:
Es wird behauptet, wir würden die Existenz von Jesus von Nazareth leugnen. Nun benutzen wir aber diesen Terminus „Jesus von Nazareth“ nie, schon deswegen nicht, weil es ein Anachronismus wäre, denn er wurde in der Antike nicht gebraucht und taucht erst in der Moderne auf. Damals war die Rede von „Jesus Christus“, bekanntlich, von dem wir zeigen, dass die historische Gestalt, die dahinter steht, Gaius Julius Caesar war. Damit beweisen wir eher seine Existenz, die nicht von uns, sondern von anderen geleugnet wird, zum Beispiel von den Anhängern der mythologischen Schule. Aber, da wir als Leugner abgestemplet werden müssen, dann rekurriert man auf den Trick, „Jesus von Nazareth“ ins Spiel zu bringen – auf Kosten von „Jesus Christus“!
Vermutlich ist der WP-Redakteur, der diesen Ausdruck „Jesus von Nazareth“ einschmuggelte, ein Evangelikaler bzw. Fundamentalist – die lieben den Terminus, bei denen hat es inzwischen „Jesus Christus“ ersetzt und so gut wie verdrängt, sieh hier: „Christocentrism - God’s eternal Word became human in the historical man Jesus of Nazareth, who definitively reveals God to humanity.“–, und verwendet es in unserem Artikel, obwohl krass unpassend, um seine Duftmarken zu hinterlassen, oder seine Gleichgesinnten zu warnen, hier werde ihre fabulierende Orthodoxie gefährdet. Das hat Signalwirkung, mit sofortiger Rudelbildung, und die sabbeln dann die Talk-Seite voll, säbeln den Artikel herunter und vor allem kappen sie alle Links zu anderen Lemmata, nicht nur zu Jesus sondern auch zu Caesar, nach dem Motto: Das Unkraut darf sich auf gar keinen Fall ausbreiten! Dann wundern sie sich selbst, allen Ernstes, dass der Artikel ein Waisenkind sei (sic!).
Eigentlich ist es rufschädigend – libel, wie die Englischsprachigen sagen würden. Aber erkläre das einem Wikipedianer! Bis du einen Administrator gefunden hast, der das kapiert – und der nicht zu denen gehört! –, hat ein anderer WP-Redakteur eine neue theologisch-korrekte Dummheit eingebaut – und es geht immer weiter.
Das einzige, was helfen würde, wäre die Wikipedia gänzlich zu verbieten, und nur noch Enzyklopädien zulassen, die namentlich gekennzeichneten, verantwortlichen Autoren vorweisen, und nicht anonymen Verantwortungslosen – was da auch heißt: Heckenschützen – wie in der Wikipedia.
Neulich hatten wir einen kurzen Augenblick Hoffnung geschöpft: Die englische Wikipedia verdunkelte sich, aus Protest – wegen drohender Massregelung seitens der amerikanischen Regierung? Schön wäre es. Leider nur 24 Stunden lang: Für 24 Jahre, oder gar für immer, wäre uns lieber gewesen.
Eins müssen wir aber zugeben: Unsere Probleme mit der WP rühren daher, dass wir nicht verstanden haben, wie sie funktioniert. Wie hier, nur scheinbar parodierend, zu ihrer Reliability erklärt wird: In cases where reality would seem to conflict with any given Wikipedia article, reality must be altered to ensure consistency. Ja, am besten sollten wir Besserung geloben, und unsere Forschungsergebnisse samt Lebenslauf dem Wikipedia-Artikel anpassen – damit es endlich stimmt, was da steht. ;-)